Paul Gerhard Stamm
Superintendent der ev. Kirche Dortmund, i.R.
„Zwei Hauptgründe gibt es für mein Engagement in der Flüchtlingsarbeit – der eine ist biographischer Natur: Schon als Student war ich politisch aktiv und habe mich für Lateinamerika und die Abhängigkeitsstrukturen zwischen der damals sogenannten Dritten Welt und den Industrieländern interessiert. Nach dem Militärputsch in Chile 1973 kamen die ersten Flüchtlinge nach Dortmund. Mir war es wichtig, ihnen zu helfen. Ein Anliegen, das sich seitdem wie ein roter Faden durch mein weiteres Leben zieht: Sei es als Pfarrer in Asseln, wo wir eine große Flüchtlingsunterkunft hatten und das Café International als Begegnungsstätte im Gemeindehaus eingerichtet haben – oder später als Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund. Ein weiterer Grund für mein Engagement ist meine christliche Motivation.
Ich habe das Gefühl, unsere Gesellschaft verändert sich durch die Flüchtlinge. Völkerwanderungen sind an der Tagesordnung; Europa schottet sich ab – Deutschland versucht wirklich, die Flüchtlinge zu integrieren. Dieses Miteinander möchte ich mitgestalten. Als ich in den Ruhestand gegangen bin, habe ich mich als Vormund für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ausbilden lassen und mittlerweile zwei Familienzusammenführungen organisiert. Diese Menschen begleite ich weiterhin – und empfinde die Begegnungen auch für mich als große Bereicherung.“