Nahid Farshi
Vorsitzende des Vereins „Projekt Ankommen“
„Ich kam 1984 selbst als politischer Flüchtling aus dem Iran nach Deutschland – in schwangerem Zustand. Schnell habe ich Hilfe bekommen und wusste, wo ich ein Zimmer mieten kann, wer Sprachkurse gibt und wie ich mich an der Uni einschreibe, obwohl mein Asylverfahren noch läuft. Ich war keine fünf Jahre in Deutschland, da hatte ich ein Kind bekommen, mein Studium beendet und war wirklich angekommen – dank der großen Unterstützung. Seitdem ist es für mich selbstverständlich, mich ebenso zu engagieren. Bis vor kurzem habe ich Tag und Nacht nichts anderes getan, als mich für andere Flüchtlinge einzusetzen. Mir liegt sehr daran, ihnen bei der Orientierung zu helfen, wenn sie ankommen und vor allem Kindern und Jugendlichen einen Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Wir haben zwei Möglichkeiten: Entweder, wir lassen die jungen Flüchtlinge links liegen und riskieren eine Ghettobildung – oder wir nehmen sie an der Hand, gestalten ein schönes Miteinander und nutzen das Potential, das in ihnen steckt. Diese Menschen sollen Teil unserer Gesellschaft werden. Um dabei mitzuwirken, haben wir das „Projekt Ankommen“ gegründet – und die große Hilfsbereitschaft freut mich sehr: Im Herbst 2015, als sehr viele Flüchtlinge in Dortmund ankamen, hatten wir 1000 Anfragen an einem Wochenende! Heute sind wir fast 400 Mitglieder und haben zusätzlich viele aktive Helfer. Selbst wenn jemand nur eine Stunde pro Woche Zeit hat, lohnt es sich: die Summe ist es! Es macht einfach so glücklich zu erleben, wenn hier jemand wirklich angekommen ist.“