Seitenweise Vokabeln pauken und am Schreibtisch trocken Grammatik studieren – so kann Sprachelernen aussehen. Muss es aber nicht. Arkan und seine Freunde haben sich für ihren Deutschkurs im Dortmunder Stadtteil Hörde etwas anderes überlegt.
Auf Arabisch heißt der Kurs heißt „Jimal“. Auf Deutsch bedeutet das: Karawane.
Ein Podcast von Arkan und Anne
Der Name ist Programm. Denn die Teilnehmer der Karawane lernen die deutsche Sprache dort, wo sie auch genutzt wird: im Bürgerbüro, bei der Feuerwehr, beim Fußball, im Zoo und beim Kaffeetrinken. Arkan erzählt: „Wir haben ungefähr die Idee gehabt, dass wir immer ein paar Worte vorbereiten vor dem Deutschkurs. Ein Tag vorher, oder zwei Tage vorher schicken wir das an die Leute. Die übersetzen das auf ihrer eigenen Sprache zuhause. Dann kommen sie am nächsten Tag zu dem Deutschkurs. Die ganzen Beispiele und die Grammatik, die werden integriert an diesen Worten. Man macht die gesamten Beispiele an diesen Worten und an diesem Thema. Und an dem nächsten Tag, oder an den nächsten zwei Tagen gehen wir zu einer Exkursion oder zu einem Ausflug mit diesem Ziel. Zum Beispiel Feuerwehr. Da haben wir ungefähr fünfzig Worte geschrieben, die haben das übersetzt und dann bei der Feuerwehr da hat man das auch zweimal gehört oder dreimal, und man… man lässt das im Kopf.“ Er lacht und tippt sich an den Kopf: „Das verliert man nicht so schnell.“
So sind die Teilnehmer der Karawane immer unterwegs. Arkan berichtet: „Am Anfang haben wir gesagt, dass es insgesamt acht Exkursionen geben wird. Und da haben wir am Anfang gedacht: mit dem Rathaus, das ist wichtig, das da Leute auch diese Angst zwischen den Ämtern und den Personen, das einfach abzulegen. Weil bei uns ist es ein bisschen anders als hier: man hat nicht so viel zu tun mit den Ämtern. Und wir wollten die Angst ablegen. Und ja: Rathaus, DEW, zum Beispiel Planerladenverein, die gibt viel Integration für die Integration oder für Zuwandererleute – es gibt verschiedene Projekte dort. Wir waren bei der Feuerwehr, und bei Erster Hilfe, wir waren beim Elternmoderator, die geben viele Informationen auf Arabisch und Kurdisch, und über das Schul- und Bildungssystem in Deutschland, wir waren im Zoo als Freizeitaktivität, im Signal-Iduna-Park BVB-Stadion, wir waren bei der Haftpflichtversicherung. Dieses ist ein wichtiges Thema für die arabischen und nahöstlichen Familien, wenn sie viele Kinder haben und man weiß nicht, was passiert.“
Gelernt wird nicht nur die Sprache. Zugleich lernen die Teilnehmer der Karawane auch die neue Umgebung kennen und werden mit wichtigen Orten in Dortmund vertraut, so Arkan. „Durch diese Exkursionen hat man keine Langeweile und man sitzt nicht nur im Klassenraum oder zuhause und man lernt nur Deutsch. Sondern man geht auch ein bisschen nach draußen und macht Ausflüge. Einmal amtlich, einmal Freizeitaktivitäten. Und so hat man dann viele Erfahrungen gehabt.“
Und das kommt bei den Teilnehmern gut an. Eine Frau erzählt: „Im Kurs fühlt man sich vielleicht unter Druck: Ihr müsst lernen! Ihr müsst lernen! Aber wenn man unterwegs ist, dann kommt die Information so leicht zu uns. Man fühlt sich gar nicht so, als ob man beim Lernen ist, aber trotzdem kommen die Worte einfach so, und man lernt das, ohne einen Druck zu haben.“
Ermöglicht wurde das Projekt über einen Stadtteilfonds, und in Zusammenarbeit mit dem Chancengleich Verein. Eine der Frauen aus dem Kurs bedankt sich: „Die haben sich viel Mühe gegeben, damit wir solche Orte besuchen. Ohne sie hätten wir die überhaupt nicht erkannt, und nicht die Hilfe, die wir benötigen. Und man sieht, dass die sich viel Mühe gegeben haben, damit wir alle uns sammeln, und sie haben uns Interesse und Motivation gegeben, damit wir ein Teil der Exkursionen sein können. Wir bedanken uns!“